Die beiden Bionero-Geschäftsführer Aaron und Uwe Saßmannshausen zeigen der Abgeordneten Gudrun Brendel-Fischer wie die schwarze Wundererde produziert wird.
Foto: Stephan Herbert Fuchs
Bionero produziert schwarze Wundererde
Thurnau
23.04.2021
Die Wiederentdeckung der schwarzen Wundererde „Terra Preta“ hat ihren Anfang in Oberfranken genommen. Hier waren Vater Uwe und Sohn Aaron Saßmannshausen zusammen mit dem aus dem Fichtelgebirge stammenden Bodenbiogeochemiker Bruno Glaser zum ersten Mal auf das Thema gekommen. Heute wird die nach dem Vorbild der Amazonas-Ureinwohner gefertigte Erde industriell in Thurnau hergestellt. Gebrauchsfertig bekommt man sie in (fast) jedem Bau- und Gartenmarkt. Damit werden Ökonomie und Ökologie sinnvoll verbunden, sagte die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer bei einem Besuch auf dem Firmengelände im Industriegebiet von Thurnau.
Bionero heißt das Unternehmen, das aus biogenen Reststoffen und Holzhackschnitzeln hochwertige Pflanzenkohle herstellt und zu fruchtbaren Schwarzerden verwandelt. Ursprünglich wollte der geschäftsführende Gesellschafter Aaron Saßmannshausen seine Mutter in deren Pensionspferdestall bei Eckersdorf bei der Entsorgung des Pferdemistes unterstützen. Wegen zahlreicher düngerechtlicher Verschärfungen war die Entsorgung des Mistes ab 2016 in allen landwirtschaftlichen Betrieben zu einem sehr sensiblen Thema geworden. Neben der Suche nach einer technischen Entsorgungslösung wollte er die wertvollen Inhaltsstoffe des Pferdemistes erhalten und in die natürlichen Stoffkreisläufe zurückzuführen. Aber auch der sich schon damals abzeichnende gesellschaftliche Wandel im Sinne von Ökologie und Nachhaltigkeit habe im Mittelpunkt seiner Überlegungen gestanden.
So war Saßmannshausen 2016 auf die beiden Themen „Pflanzenkohle“ und „Terra Preta“ gestoßen. Bereits im 16. Jahrhundert hatten spanische Pioniere von einer florierenden Hochkultur im Amazonas berichtet, die ihre mehreren 100000 Einwohner durch eine üppige Landwirtschaft ernährte, obwohl das Gebiet vorwiegend aus ausgewaschenen und nährstoffarmen Tropenböden bestand.
Erst im 20. Jahrhundert konnte das Geheimnis um die fruchtbare „Terra Preta“ (portugiesisch für „schwarze Erde“) schließlich gelüftet werden. Wissenschaftler identifizierten bei der Entschlüsselung als den wesentlichsten Wirk- und Inhaltsstoff eine Pflanzenkohle, die auch für die tiefschwarze Färbung der Erde verantwortlich ist. Mit einer spezifischen Oberfläche von bis zu 800 Quadratmeter pro Gramm kann die Pflanzenkohle wie eine Art Superschwamm Wasser, Nährstoffe sowie Mikroorganismen speichern und gibt die Speicherstoffe wieder an die Pflanze ab, wenn diese sie abruft. Diese Eigenschaften haben dazu geführt, dass Terra Preta heute als „wiederentdeckte Wundererde“ bezeichnet wird.
Aus Liebe und der Ehrfurcht zur Natur entwickelte Saßmannshausen mit Hilfe von Professor Bruno Glaser, der 1999 an der Universität Bayreuth promoviert hatte und der heute an der Universität Halle-Wittenberg lehrt, ein hochmodernes, industrialisiertes Pyrolyseverfahren, das aus biogenen Reststoffen und Holzhackschnitzeln eine höchstwertige Pflanzenkohle herstellt. Glaser gilt heute in Fachkreisen als Pionier der schwarzen Wundererde. Die Pflanzenkohle wird in weiteren Verarbeitungsschritten veredelt und reift zu einem hochwirksamen und gebrauchsfertigen Kultursubstrat, das die Qualität der „Ur-Terra Preta“ sogar noch übertrifft, sagt Prof. Glaser. „bionero‘s Bio-Aktiverde“ ist damit die erste und einzige industriell hergestellte gebrauchsfertige Terra Preta in Deutschland.
Gerade im Hinblick auf die Düngeverordnung sieht die Abgeordnete Gudrun Brendel-Fischer bei einer möglichen Erweiterung großes Potenzial für Landwirte aus der Region. Bionero sei ein vorbildliches innovatives Unternehmen, das den Grundgedanken der Nachhaltigkeit beispielhaft verwirklicht habe.