FabLab: Offene digitale Hightech-Werkstatt in Bayreuth
Bayreuth
02.01.2018
3D-Drucker für jedermann: Demokratisierung von Hightech
400000 qualifizierte Fachkräfte aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) werden nach Berechnungen des Verbandes der Elektrotechnik (VDE) bundesweit bis zum Jahr 2020 fehlen. "Der volkswirtschaftliche Schaden wird dramatisch sein", sagt Yomettin Soybaba, Konrektor am Institut für Fachlehrer in Bayreuth. Der gebürtige Forchheimer ist Gründer der Offenen Hightech-Werkstatt Oberfranken mit dem Namen FabLab und gleichzeitig 1. Vorsitzender des Trägervereins.
Fab Lab steht für "Fabrication Laboratory", eine Idee, die 2002 in den USA entstand und deren Ziel es ist, Räume, Maschinen und Wissen im Bereich der digitalen Fabrikation für Jedermann zur Verfügung zu stellen. "Wir wollen allen Interessierten den Zugang gewähren und damit zur Demokratisierung von Hightech beitragen", so Soybaba. Das FabLab in der Ritter-von-Eitzenberger-Straße im Bayreuther Industriegebiet Ost gibt es bereits seit fünf Jahren, seitdem seien rund 1000 Teilnehmer an MINT-Workshops verzeichnet worden, sagte Soybaba bei einem Besuch der Landtagsabgeordneten Gudrun Brendel-Fischer (CSU).
Drei Zielgruppen hat das FabLab: Schüler und Studenten, Angehörige von Unternehmen und Privatpersonen, die mit 3D-Druckern- und -Scannern. Lasercuttern, CNC-Fräsen, Folienplottern, Transferpressen und ähnlichen Maschinen arbeiten möchten. Lediglich ein "Führerschein" ist dazu notwendig. Dabei handelt es sich um eine Art Bestätigung, die jeder Interessent bei einem etwa dreistündigen Kurs erwerben muss. Kosten entstehen nicht, außer für das benötigte Material.
Möglich macht dies eine Reihe von Sponsoren. Ganz oben rangiert dabei das Bayreuther Logistikunternehmen Wedlich, das nicht nur die 200 Quadratmeter großen Räume zur Verfügung stellt, sondern auch für die Nebenkosten aufkommt. Daneben gibt es ein gutes Dutzend größerer und kleinerer Unterstützer aus der regionalen Wirtschaft. Die Unternehmen hätten erkannt, dass dies hier eine gute Sache ist, so Soybaba. Dazu kommen Kursgebühren, die Mitgliedsbeiträge aus dem 30 Mitglieder starken Trägerverein und Spenden. "Wir bekommen keine öffentlichen Mittel, obwohl digitale Bildung eigentlich ein gesellschaftlicher Auftrag wäre", so der Vorsitzende.
Trotzdem brennen den Trägern einige Probleme auf den Nägeln. Soybaba, der sich seit fünf Jahren ehrenamtlich engagiert, würde sich nicht nur größere Räumlichkeiten wünschen ("der Bedarf ist da"), sondern auch mehr Planungssicherheit. Möglich wäre dies, wenn das FabLab Bayreuth beispielsweise unter dem Dach des Staatsinstituts für die Ausbildung von Fachlehrern in Bayreuth agieren könnte.
Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels würden schon heute viele Unternehmen in der Region Arbeitskräfte benötigen, die in Sachen Digitalisierung und Hightech fit sind. Sie alle seien aufgerufen, sich zu engagieren, schließlich leiste das FabLab auch wichtige Bildungsarbeit, sagte die Abgeordnete Brendel-Fischer. Sie begrüßte besonders die Eigeninitiative von Yoemttin Soybaba, der die FabLab-Idee nach Bayreuth gebracht hatte, sowie das große Engagement der Unterstützer, allen voran von Christian Wedlich. Um das FabLab in der Region bekannter zu machen, regte sie unter anderem einen Ortstermin der Kreistagsfraktion an.
Bayernweit einmalig ist nach den Worten des Vorsitzenden schon jetzt die Vernetzung zwischen offener Werkstatt, Industrie und der Ausbildung von Lehrern. So gibt es im FabLab nicht nur Workshops für Jedermann, sondern auch Kooperationen mit regionalen Unternehmen und Schulen. So sollen berufsorientierender Zweige,
Wahlpflichtfachgruppen, Arbeitsgemeinschaften, Forscher- und Begabtenkurse sowie P- und W-Seminare einen idealen außerschulischen Lernort finden.