Lothar Winkler, Gudrun Brendel-Fischer (Mitte) und Kathrin Riedel stellten den Bürgermeistern aus dem Landkreis die Arbeit des Amtes für ländliche Entwicklung Oberfranken vor.
Foto: Stephan Herbert Fuchs
Infoveranstaltung des Amtes für ländliche Entwicklung für Bürgermeister des Landkreises
Bayreuth
19.06.2020
Der Landkreis Bayreuth hat in den zurückliegenden Jahren ausgesprochen gut von der Dorf- und Flurerneuerung profitiert. So wurde die ländliche Entwicklung bei einer Informationsveranstaltung der Landtagsabgeordneten Gudrun Brendel-Fischer in Bayreuth von den Bürgermeistern aus dem Landkreis ausnahmslos gelobt. Der neuen Leiter des Amts für ländliche Entwicklung Lothar Winkler stellte dabei auch seine Nachfolgerin in der Abteilungsleitung für die Region Oberfranken Ost vor. Es ist die bisherige Leiterin des Verbandes für ländliche Entwicklung Kathrin Riedel. Sie ist künftig nicht nur den Landkreis Bayreuth, sondern auch für die Landkreise Hof, Kulmbach und Wunsiedel zuständig.
Die Städte und Gemeinden im Landkreis Bayreuth hätten in den letzten Jahren stets gute Förderungen erhalten, sagte Brendel-Fischer. Die Mitarbeiter des in Bamberg angesiedelten Amtes für ländliche Entwicklung leisteten hervorragende Arbeit. Nach den Worten der Abgeordneten konnte im aktuellen Nachtragshaushalt des Freistaates immerhin eine Million Euro für die Dorferneuerung eingestellt werden.
Die ländliche Entwicklung habe zahlreiche Herausforderungen zu bewältigen, sagte Amtschef Winkler. Die demographische Entwicklung gehöre genauso dazu, wie der Bodenschutz, der Schutz vor Starkregenereignissen oder die Schaffung eines leistungsfähigen Wegenetzes auf den Fluren. Die Corona-Krise habe gezeigt, wie wichtig Nahversorgung und Daseinsvorsorge im ländlichen Raum ist. Ausreichende Einkaufsmöglichkeiten gehörten genauso dazu, wie eine gute medizinische Versorgung.
Als wichtigste Instrumente der ländlichen Entwicklung nannte der Amtsleiter die „Integrierte Ländliche Entwicklung“ (ILE), die Dorferneuerung, die Flurneuordnung und die Gemeindeentwicklung. Für all diese Instrumente gebe es in der Region gute Beispiele. Bei der ILE arbeiteten etwa mehrere Kommunen freiwillig auf unterschiedlichen gebieten zusammen. Das Wirtschaftsband A9 mit insgesamt 18 Gemeinden gehöre genauso dazu, wie die ILE „Rund um die Neubürg“ oder die Gesundheitsregion Fichtelgebirge.
Zur Flurneuordnung gehöre längst nicht mehr nur die Flurbereinigung, so Winkler. Ländliche Infrastruktur werde schließlich nicht nur von Landwirten genutzt, sondern von der gesamten Gesellschaft. Auch der nachhaltige Schutz natürlicher Lebensgrundlagen, der Schutz vor Hochwasser, die Bewahrung der Trinkwasservorkommen, Maßnahmen der Landespflege von Obstbaumpflanzungen oder die Anlage von Hecken gehöre dazu.
Eine Besonderheit in der Arbeit der Bamberger Behörde ist die Schaffung eines ländlichen Kernwegenetzes. Während bisherige Wege in den Fluren für eine Maximallast von fünf Tonnen ausgelegt und höchstens 2,70 Meter breit waren, benötigen moderne landwirtschaftliche Maschinen und Transportfahrzeuge mindestens 3,50 Meter und eine Maximallast von bis zu zehn Tonnen. „Wir bauen keine Autobahnen, müssen aber das Hauptwegenetz dringend verbessern“ sagte Winkler. Dabei gehe es auch nur um Hauptwirtschaftswege, die gemeindeübergreifend angelegt seien.
Was Dorferneuerungsmaßnahmen angeht, so seien die Investitionen auch wirtschaftlich von großer Bedeutung. „Jeder Euro, den wir investieren, löst im Schnitt sieben Euro an privaten Investitionen aus“, sagte Winkler. Vom Badeteich bis zum Beachvolleyballfeld, von der Umwandlung eines leerstehenden Dreiseithofes hin zu einem pulsierenden Ortszentrum oder von der Schaffung von Gemeinschaftseinrichtungen und Jugendräumen würde die „Dienstleistung Dorferneuerung“ in Anspruch genommen.
Die neue Abteilungsleiterin Kathrin Riedel fängt nach eigener Aussage „nicht bei Null“ an. Sie ist seit 1993 beim Amt für ländliche Entwicklung Oberfranken tätig, war unter anderem Geschäftsführerin des Landesverbandes für ländliche Entwicklung und Geschäftsführerin der Schule für Dorf- und Flurerneuerung in Klosterlangheim. Trotz Corona läuft die Arbeit ihren Worten zufolge derzeit wieder ganz normal, lediglich Teilnehmerversammlungen fänden nicht statt.
Bei der Infoveranstaltung stellte Brigitte Trausch den Verein „Rettet die Fachwerk- und Sandsteinhäuser“ vor. Der Verein setzt sich seit Jahren für den Erhalt historischer Baukultur ein. Dazu gehört als absolute Besonderheit das Phänomen der Fensterschürzen, das es so nur im Raum Bayreuth gibt. Fensterschürzen sind reichhaltige, kunstvolle Verzierungen unterhalb der Fenstersimse an alten Bauernhäusern, deren Geschichte bis zu 200 Jahre zurückgeht.