Ministerin Kaniber diskutierte mit Landwirten über aktuelle Themen
Bayreuth
31.08.2018
Die Dürre des zurückliegenden Sommers, der Wolf in Oberfranken und Leerstände in den Dörfern waren unter anderem Themen eines Kontaktgesprächs mit der bayerischen Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber, zu der die örtliche Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer Vertreter eingeladen hatte. Die Ministerin appellierte dabei insbesondere an die Verbraucher, Lebensmittel aus regionaler Erzeugung mehr wert zu schätzen. Es könne nicht sein, dass ein Liter Mineralwasser mehr kostet als ein Liter Milch. Ebenso wenig sei es zu akzeptieren, wenn auf der Terrasse ein sündhaft teurer Grill steht, aber letztlich nur Billigstfleisch darauf kommt.
Hans Engelbrecht aus Lankendorf sprach von der Trockenheit als dem zentralen Thema. Seinen Worten zufolge sei die Situation sogar noch dramatischer als beim letzten Hitzesommer 2003, weil es diesmal in weiten Teilen Frankens nicht einmal im August Regen gegeben habe. „Keiner weiß, wie es weitergeht, ich befürchte das Schlimmste“, sagte Engelbrecht. Die Futterbeihife sei nur bedingt hilfreich, da es auf dem Markt kein Futter mehr gibt und Importe aus dem Nachbarland Tschechien aufgrund der Afrikanischen Schweinepest nicht möglich sind. Um die Viehbestände aktuell reduzieren zu können, schlug Engelbrecht Exportbeihilfen vor.
Die Dürre sei aber auch in den Wäldern dramatisch, sagte Forstbetriebsleiter Fritz Maier von den Bayerischen Staatsforsten. Eine Folge davon sei, dass sich der Borkenkäfer derzeit rasend schnell ausbreitet. Um den Rohstoff Holz zu konservieren seien dringend Nasslager notwendig, die aufgrund der notwendigen Genehmigungen allerdings schwierig auf den Weg zu bringen seien. Bei Nasslagern handelt es sich um Aufbewahrungsorte für eingeschlagenes Holz, bei dem die Baumstämme künstlich beregnet werden.
Große Sorge bereits aber auch die zunehmende Gegenwart des Wolfes, auch in Oberfranken. Er habe bereits fünf Kälber und ein Rind durch den Wolf verloren, sagte Norbert Böhmer, Mutterkuhhalter aus Plankenfels im Landkreis Bayreuth. Bisherige Schutzmaßnahmen wie Herdenschutzhunde oder die Errichtung von Zäunen seien nicht nur aufwändig und teuer, sondern auch nutzlos. Deshalb müsse die Politik entscheiden, ob sie in Bayern weiterhin Weidetierhaltung möchte oder lieber die Ansiedlung des Wolfes. Ministerin Kaniber räumte ein, dass die Risse täglich mehr werden. Deshalb könne der Wolf künftig schon beim ersten Zugriff „entnommen“ werden, wenn er die Scheu verliert und sich dem Menschen nähert. Kaniber kritisierte dabei auch, dass der Tierschutzgedanke stets auf Seiten des Wolfes sei.
Nach den Worten der Landwirtschaftsministerin werde der ländliche Raum der Gewinner der Zukunft sein. Schon jetzt platzten die Städte in den Metropolregionen aus allen Nähten. Der Druck auf das Land werde enorm sein, wenn die Menschen Wohnraum suchen, sagte Kaniber. Das neue Förderprogramm „Innen statt außen“ der Bayerischen Staatsregierung soll deshalb die Dörfer fit für die Zukunft machen, indem insbesondere leerstehende Gebäude und Brachen wieder nutzbar gemacht und dadurch Flächen gespart werden. Die zentrale Rolle zum Leben auf dem Land werde allerdings die Landwirtschaft einnehmen, zeigte sich die Ministerin überzeugt. Landwirtschaft stehe für Infrastruktur, Tradition und Kultur, so Kaniber.
Text und Fotos: Stephan Herbert Fuchs
Von links: Bürgermeisterin (Heinersreuth) Simone Kirschner, Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer und Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber.
Von links: Die stellvertretende Bayreuther Landrätin Christa Reinert-Heinz, Bayreuths Altoberbürgermeister Michael Hohl, Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber, die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer und Bezirksrat Stefan Specht.
Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber und Mitglieder der oberfränkischen Jungbauernschaft.
Die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (rechts) und Kreisbäuerin Angelika Seyferth.
Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber im Gasthof „Preuschwitzer Einkehr“ in Bayreuth.