Das Thema Pflege im Focus (von links): der Patienten- und Pflegebeauftragte der Bayerischen Staatsregierung Hermann Imhof, die Bundestagsabgeordnete Dr. Silke Launert, die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer und Bezirksrat Stefan Specht.
Pflegebeauftragter Hermann Imhof: „Pflegekräfte sind die Elite unseres Landes“
Bayreuth
31.07.2018
Durch eine adäquate Bezahlung und besseren Rahmenbedingungen sollen Pflegeberufe für mehr junge Leute attraktiver werden. „Wir müssen Perspektiven in der Pflege öffnen“, sagte der Patenten- und Pflegebeauftragte der Bayerischen Staatsregierung, der Landtagsabgeordnete Hermann Imhof bei einer Diskussion mit Betroffenen und Verantwortlichen. Dazu eingeladen hatten die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer, die Bundestagsabgeordnete Dr. Silke Launert und der gesundheitspolitische Arbeitskreis der CSU.
Vieles sei schon geschehen in den zurückliegenden Jahren, sagte Imhof. Der Ausbau entlastender unterstützender Dienste etwa, die Einbeziehung demenzkranker Menschen in das System der Pflege und vor allem die Einführung des Landespflegegeldes als wichtige Anerkennung für pflegende Angehörige. Imhof verhehlte aber nicht, dass die Lage in der Pflege durchaus als dramatisch bezeichnet werden kann. „Deshalb müssen wir diese Probleme viel stärker in den Focus rücken“, sagte der Pflegebeauftragte.
Die bundesweite Aufstockung um 13000 neue Stellen nannte Imhof ein wichtiges Signal, wenn es auch bei weitem nicht ausreichend sei. Der Politiker aus Nürnberg, der bei den Landtagswahlen im Herbst nicht mehr antritt, sprach sich deshalb für eine komplett neue Personalbemessung und damit für einen besseren Personalschlüssel in den Altenheimen aus. Von heute auf morgen werde dies nicht gehen, aber im Laufe der kommenden Jahre, so Imhof. „Pflegekräfte sind die Elite unseres Landes und sie verdienen deshalb bessere Arbeitsbedingungen.“
Ohne ausländische Pflegekräfte werde es wohl in Zukunft nicht gehen, sagte der Beauftragte. Verlassen sollte man sich darauf allerdings nicht. Neben einer entsprechenden Imagekampagne könne er sich deshalb vorstellen, die derzeit erdrückenden Dokumentationspflichten um die Hälfte zu reduzieren und damit den Beruf wieder ein Stück weit attraktiver zu machen. Auch könne die Digitalisierung viele Arbeitsprozesse erleichtern, ohne dass gleich einen Roboter den Pflegejob übernimmt.
Imhof bemängelte auch, dass es bei der Bezahlung noch immer Riesenunterschiede bei den Trägern gebe. Während Arbeiterwohlfahrt, Bayerisches Caritas, Diakonie und Rotes Kreuz auf dem richtigen Weg seien, ist dies allerdings noch nicht bei allen Trägern angekommen. Nicht verschweigen dürfe man dabei aber auch, dass es in der Konsequenz für den Beitragszahler teurer wird. „Wir müssen uns entscheiden, was uns eine menschenwürdige und humane Pflege wert ist“, sagte Imhof. Ohne Mehrkosten werde es dabei nicht gehen.
Gefragt seien auch kreative, innovative Projekte, die künftig besonders gefördert werden sollen. Beispielsweise für jüngere Patienten, die etwa nach einem Schlaganfall wieder ein eigenständiges und selbstbestimmtes Leben führen und nicht in einem Seniorenheim untergebracht werden möchten. Auch hier seien neue Konzepte notwendig.
Zuvor hatte sich die Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer für bürokratiearme Regelungen ausgesprochen. Gute Pflege benötige vor allem Zeit. Deshalb sollten die bürokratischen Anforderungen für Pflegekräfte auf das Maß reduzieren, das zur Qualitätssicherung wirklich notwendig ist, sagte Brendel Fischer. Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels und sich verändernder Familienstrukturen werde das Thema Pflege in Zukunft noch an Bedeutung zunehmen, so die Bundestagsabgeordnete Dr. Silke Launert. Als weiteren Grund für die Brisanz des Themas nannte sie die schwierige Lage auf dem Arbeitsmarkt. Nicht hoch genug eingeschätzt werden könne die Arbeit pflegender Angehörige. Sie und ihre Probleme sollten deshalb stärker in den Focus gerückt werden.
Text und Fotos: Stephan Herbert Fuchs
Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer
Patienten- und Pflegebeauftragte der Bayerischen Staatsregierung Hermann Imhof