Für die Einführung, beziehungsweise Wiedereinführung der dritten Unterrichtsstunde Schulsport pro Woche macht sich der Vorsitzende des Bayerischen Landessportbeirates und Landtagsabgeordnete Berthold Rüth stark. Ausreichende Bewegung sei bei Schulkindern längst nicht mehr selbstverständlich, sagte Rüth bei einem Sportlerempfang der Bayreuther Landtagsabgeordneten Gudrun Brendel-Fischer.
Hans-Peter Härtl, Lehrer an der Gesamtschule Hollfeld und Vorsitzender des ASV Hollfeld, pflichtete Rüth bei. Die dritte Sportstunde sei dringend notwendig, was die Bewegung junger Leute angeht. Er sprach sich auch dafür aus, junge Leute für ein Jahr zum Dienst an der Gesellschaft zu verpflichten. Vielen fehle schon jetzt die Bindung zur Gesellschaft und auch zu Region. Kein Verständnis hatte der Sprecher dafür, den sogenannten e-Sport, also Wettkämpfe mit Hilfe von Computern offiziell als Sport anzuerkennen. Hier würden nur die Daumen bewegt, das habe mit Sport nichts zu tun, sagte er. Auch Landtagsabgeordneter Rüth stand dem e-Sport skeptisch gegenüber. Aufhalten werde man dieses Phänomen nicht können, man müsse es aber in die richtigen Bahnen lenken, so Rüth.
"Alle leisten eine ganz wichtige Arbeit, deshalb müssen auch die Rahmenbedingungen gut sein", sagte Ehrenamtsbeauftragte Brendel-Fischer. Sie sei zuversichtlich, dass der neue Kultusminister Bernd Sibler als aktiver Läufer dem Sport die richtige Wertschätzung zumessen werde. Zudem müsse der Zusammenhang zwischen Bewegung und Gesundheit noch stärker ins Bewusstsein rücken. Auch sie sprach sich dafür aus, Sportarten zu fördern, die mit Bewegung verbunden sind. E-Sport gehöre nicht dazu, so Brendel-Fischer.
Sportvereine bezeichnete Rüth auch als wichtigen Ort der Integration von Asylbewerbern und Flüchtlingen. Hier leiste der Sport sehr viel, sagte er. Gerade die Fußballvereine erfüllten eine große Vorbildfunktion. Besonders Erfolgserlebnisse seien wichtig, aber auch der Umgang mit Niederlagen.
Rüth forderte außerdem mehr Akzeptanz für Olympia im eigenen Land. Er bedauerte die negativen Bürgervoten der zurückliegenden Jahre in München, Garmisch sowie in den Landkreisen Traunstein und Berchtesgaden. "Wir sollten wieder ein positives Klima für solche sportlichen Großereignisse im eigenen Land schaffen", sagte er. München profitiere noch heute von Olympia 1972, zum einen durch die damals geschaffene Infrastruktur, zum anderen seien die Sportstätten längst touristische Highlights. Olympia bedeute stets auch immer Werbung für den gesamten Sport, so Rüth.
Was die Sanierung von maroden Schwimmbädern angeht, kündigte Rüth für den nächsten Doppelhaushalt ein Programm an, um diese Bäder zu unterstützen. Es gebe einen Sanierungsstau, außerdem hätten viele Kommunen Probleme mit den laufenden Betriebskosten.
In der Diskussion gab es unter anderem Forderungen nach einer Anhebung des Übungsleiterfreibetrages von derzeit 2400 Euro. Andernfalls werde man langfristig kaum noch Menschen finden, sie sich für ein Ehrenamt im Sportverein bereiterklären, war sich die Mehrzahl der Funktionäre einig.
Ebenso wurde von mehreren Seiten das Urteil des Kulmbacher Amtsgericht im Fall Vanessa in Frage gestellt. Das Kind war 2014 im Freibad vom Himmelkron ertrunken. Während das Gericht den Bademeister frei sprach, hielt es eine Betreuerin der fahrlässigen Tötung für schuldig und verwarnte die Frau mit einer Geldstrafe unter Vorbehalt. Mehrere Redner nannten es bedenklich, wenn selbst eine schriftliche Erklärung der Eltern, dass ihr Kind schwimmen könne, als nicht ausreichend erkannt wurde. Mit diesem Urteil sei die Jugendarbeit in den Vereinen grundsätzlich in Frage gestellt. Für Berthold Rüth ein klarer Fall, dass die Politik in Richtung Haftungsfreistellung gehen müsse. Aufgrund der immens gestiegenen Klagewut vieler Menschen dürfte dies aber nicht so einfach sein.
Text und Fotos: Stephan Herbert Fuchs
Gute Rahmenbedingungen für den Sport (von links): Michaela Grassinger, Weltmeisterin der Paralympics von 2009 im Mountainbiking aus Obernsees, Landessportbeiratsvorsitzender Berthold Rüth, BLSV-Bezirksvorsitzende Monika Engelhardt, BLSV-Kreisvorsitzender Dr. Christopher Huth und die Ehrenamtsbeauftragte und Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer.